Silberstreifen am Horizont?

Silberstreif am Horizont? Turbulente Zeiten machen zurzeit wohl alle Außerferner durch. Krieg, Energiekrise und Inflation treffen nicht zuletzt die Unternehmen im Bezirk hart. Unsicherheit prägt das Handeln von Einzelpersonen und Firmen, und so mancher fragt sich: „Gibt es überhaupt einen Silberstreif am Horizont?“ Beim Wirtschaftsbrunch von Junger Wirtschaft und Sparkasse Reutte im Saal der Wirtschaftskammer gab Professor Dr. Jürgen Huber eine für viele überraschend klare Antwort: „Ja!“ „Ich halte es für durchaus möglich, dass sich die Turbulenzen schon bald deutlich beruhigen“, unterstrich er gleich zu Beginn seines Vortrages. Die momentane Inflation, die in Österreich übrigens erklecklich höher sei als im EU-Schnitt, sei zu einem großen Teil von den nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine explodierten Energiepreisen getrieben („Die Gesamtenergiekosten der EU haben sich dadurch verfünffacht“). Aber Öl, Gas und Strom würden derzeit an den jeweiligen Börsen massiv billiger, so dass er davon ausgehe, dass die Teuerung von mehr als elf Prozent im Jänner sich schon im März oder April quasi halbiere. Kritik übte der Leiter des Instituts für Banken und Finanzen an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck übrigens an der OMV, die im Vorjahr einen satten Gewinn von 12 Milliarden gemacht habe – was bedeute, dass jeder Österreicher dazu im Schnitt 1500 Euro beigesteuert habe. Huber: „Benzin und Diesel könnten um 20 Cent günstiger sein, und die OMV hätte immer noch Gewinne.“ Bis 2008 habe sich der Staat wenig in die Wirtschaft eingemischt, blickte der Professor für Finanzwirtschaft auf den Beginn des 21. Jahrhundert zurück. Aber beim Lehman- Brothers-Crash habe man dann schwankende Banken und Unternehmen gerettet, um die große Katastrophe zu vermeiden. Das habe funktioniert, aber leider sei daraus schnell ein System geworden und habe die Europäische Zentralbank (EZB) immer mehr ins Wirtschaftsgeschehen eingegriffen. Das dabei angewendete Gießkannenprinzip sei indes nicht immer sinnvoll: „In Summe ist zu viel Geld im Umlauf, und irgendwann schießt uns das als Inflation ins Gesicht.“ Zudem stiegen die Staatsschulden und der Strukturwandel werde behindert. Nun tue die EZB wieder „das, was sie tun sollte“ (nämlich die Zinsen Schritt für Schritt anheben), aber die Regierungen arbeiteten mit enormen Hilfsgeldern im Grunde dagegen: „Aufgrund dieses Aktionismus werden die Zinsen immer weiter erhöht.“ Und die Inflation dauere länger an, als sie eigentlich müsste. Der momentane Zinsanstieg treffe alle – besonders die Immobilienbesitzer, die ihr Haus oder ihre Wohnung über einen variablen Kredit finanziert hätten. Das sei mit der Hälfte die übergroße Mehrheit (nur sechs Prozent haben einen Festzins, der Rest ist eine Mischform). Zum ersten Mal seit langem seien dadurch die Immo-Preise wieder gesunken: „Und dieser Knick tut auch mal gut.“ Und wie geht‘s weiter? Der Start ins neue Jahr ist aus Hubers Sicht hauptsächlich von positiven Neuigkeiten geprägt. So erwarte er bis Jahresende vielleicht noch einen Zinsanhebungsschritt um 0,5 Prozent, danach sei wieder mit einer Entwicklung nach unten zu rechnen. Zwar seien die Reallöhne seit 2019 und um 16 Prozent gesunken, drei Viertel davon seien aber durch Zuschüsse wieder ausgeglichen worden: „Dadurch hat es keinen Konsumeinbruch gegeben.“ Und die österreichische Industrieproduktion liege trotz Krise schon wieder zehn Prozent über dem Vor-Corona-Niveau.